Die helle und die dunkle Seite der Macht – Filme zur Verantwortung in Kirche und Gesellschaft

Die Versuchungen der Macht

Eine Krone aus Zeitungspapier wird vom Wind über die Landschaft getragen und landet vor den Füssen und schliesslich auf dem Kopf von Louis dem Schaf – wodurch dieser augenblicklich zu Louis I. König der Schafe wird. Fortan geht er auf zwei Beinen und lässt keine Gelegenheit aus, seinen Mitschafen deutlich zu machen, wer das Sagen hat. Er geht auf die Jagd, lässt imposante Porträts von sich anfertigen und einen majestätischen Garten mit Springbrunnen anlegen, an dem er sich erfreuen kann. Die Untertanen müssen ihn mit aufwändigen Theateraufführungen unterhalten und für ihn tanzen. Richtig unheimlich wird es, als Louis anfängt, die Schafe nach Farben einteilen und registrieren zu lassen und manche von ihnen gar in Gehege sperren lässt.
Erst als ein erneuter Windstoss Louis die Krone vom Kopf weht, hat der Spuk ein Ende. Vorerst jedenfalls, denn der nächste Anwärter auf die Herrschaft steht schon bereit und führt garantiert nichts Gutes im Schilde …

Der Kurzanimationsfilm Louis I. König der Schafe beleuchtet pointiert und gegen Ende etwas «bissig» die dunkle Seite der Macht. Erwachsene, die den Film sehen, werden sich an aktuelle oder vergangene Diktaturen erinnert fühlen und deshalb an der einen oder anderen Stelle leer schlucken. Auch Jugendliche verstehen den Film sofort. Sie alle haben wohl schon Situationen erlebt, in denen Macht auf ungute Weise eingesetzt wurde, und kennen die Gefühle von Angst, Ohnmacht und Wut, die dadurch entstehen. Sie kennen vielleicht aber auch die Versuchungen, die die Macht mit sich bringt. Die Lernmaterialien zum Film berühren beide Aspekte und ziehen die Verbindung zu aktuellen Themen, etwa «Populismus und Demokratie».


Christentum und Macht

Das Christentum hat, was die Verbindung von Kirche und (staatlicher) Macht anbelangt, eine wechselhafte Geschichte.

Das didaktische Medium Das Imperium Romanum zeichnet den Aufstieg (und Niedergang) des Römischen Reiches nach und verdeutlicht, wie sehr uns dessen Spuren bis in die heutige Zeit prägen. Dabei begegnet auch Kaiser Konstantin, unter dessen Herrschaft das Christentum zunächst der römischen Religion gleichgestellt und dann (380 n. Chr.) zur Staatsreligion wurde. So wurde das Christentum von einer verfolgten zur alleinigen Religion, neben der keine anderen Kulte mehr geduldet wurden.

Das Medium Karl der Grosse porträtiert ebenfalls einen Herrscher, der dem christlichen Glauben zugetan war und dabei kriegerisch die Ausweitung seines Reiches vorantrieb. Den Erfolg seiner Eroberungszüge erklärte er sich damit, dass Gott auf seiner Seite war. Karl verbreitete das Christentum teilweise mit ausgesprochener Brutalität. Das didaktische Medium schildert die Ereignisse aus historischer Sicht und überlässt die Wertung den Betrachterinnen und Betrachtern. Umfangreiche Arbeitsmaterialien unterstützen die Schüler*innen jedoch darin, einen Eindruck zu gewinnen und sich eine eigene Meinung zu bilden.


Macht als Verantwortung

Es gibt eine problematische Seite der Macht, die in fast allen Lebensbereichen begegnet und auch dem Christentum nicht fremd ist. Filme wie Louis I. König der Schafe helfen, die Mechanismen der Macht zu durchschauen und zu überwinden.

Macht ist aber nicht notwendigerweise etwas Schlechtes. Sie hat auch eine konstruktive Seite: Macht als natürliche Autorität zum Beispiel. Oder Macht als Gestaltungsmacht: als Möglichkeit, auf gute, lebensförderliche Weise Einfluss auf die Gesellschaft, die Welt oder auch die Kirche zu nehmen.

Der Film Le jour de gloire – Ein glorreicher Tag beschreibt, wie ein junger Mann, der 20-jährige Kamel, sich auf politischer Ebene für die Umgestaltung seines von Armut und sozialer Benachteiligung geprägten Quartiers einsetzt. Er startet eine Initiative mit dem Namen «Sportstadt», die den Bau von öffentlich zugänglichen Sportgeräten durchzusetzen versucht. Dabei muss er merken, dass Einflussnahme nicht immer einfach ist – vor allem wenn andere am längeren Hebel sitzen, die mit der Macht nicht unbedingt umsichtig umgehen. Dennoch hat der Film eine hoffnungsvolle Zielrichtung: Man sollte nicht zu schnell aufgeben. Wenn man sich für eine wichtige Sache einsetzt, lohnt es sich, dranzubleiben und sich nicht entmutigen zu lassen.


Die eigene «Power» entdecken

Welche Fähigkeiten sind wichtig, um in der Welt Verantwortung übernehmen zu können? Diese Frage wird auf unterhaltsame und zugleich berührende Art im Animationsfilm Sowas von super! aufgegriffen.

Die 11-jährige Hedvig hat ein Geheimnis: Ihr Vater Leif ist ein richtiger Superheld und Hedvig soll eines Tages in seine Fussstapfen treten. Nun ist Hedvig allerdings eher unsportlich und ein Computer-Freak, deshalb ändert ihr Vater seine Meinung und wählt ihren Cousin Adrian für seine Nachfolge aus. Traurig bittet Hedvig ihre Oma um Hilfe, die früher selbst einmal die Superheldin der Stadt war. Zusammen entwickeln sie ein Training, das ganz auf die besonderen und einzigartigen Begabungen von Hedvig zugeschnitten ist. Als die Stadt wieder einmal in Not gerät, rettet Hedvig die Situation – gerade weil sie so ist, wie sie ist.

Auch dieses Medium liefert Stoff, um über Facetten von Macht nachzudenken. Dabei geht es um individuelle Stärken und Schwächen, um die Last von (z. B. elterlichen) Erwartungen und um Menschen, die einem helfen, die eigene «Superkraft» zu entdecken. Ähnlich wie die Antboy-Filme (Der Biss der Ameise und Die Rache der Red Fury) macht dieser Film (mit Arbeitshilfe/Begleitheft) einem jungen Publikum Mut, sich selber anzunehmen und, mit der Unterstützung anderer, die eigenen Potentiale zu entfalten.

 

Weitere Medien zu Menschen und ihrer Verantwortung in Welt, Gesellschaft und Kirche:

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