Sag es mit einem Bild!
Wer kennt nicht Situationen, in denen die Sprache stockt, man vielleicht sogar verstummt – aber ein Bild mehr sagt als tausend Worte?
Auch dann, wenn die Sätze nur so heraussprudeln und Menschen aus ihrem Leben erzählen, münden tragende Erinnerungen und biografische Schlüsselerlebnisse oftmals in Bilder: Jemand beschreibt den Garten aus der Kindheit; paradiesisch sei er gewesen mit den grossen, alten Bäumen und dem Plätschern des Wassers im Bassin. Oder eine Frau erwähnt immer wieder die Kerze, die brannte, als es ihrem Mann nicht gut ging.
Beim Erinnern und Erzählen leuchten Bilder auf – und auch umgekehrt gilt: Bilder können Erinnerungen wecken und existenzielle Sinnsuche vertiefen. Im Coaching und in der Erwachsenenbildung kommen sie daher oft zum Einsatz. Eine besonders schöne Sammlung bieten die Impulskarten, die Susanne Hölzl und Birgit Lattschar kürzlich im Beltz-Verlag herausgegeben haben. Sie wollen damit eine biografische «Visionsarbeit» anregen, die darin besteht, Sehnsüchte wahrzunehmen und über die eigenen Grenzen hinauszublicken. Die neunzig Fotografien auf 12 x 16 cm grossen Karten erwecken nicht den Eindruck einer Bilderflut, sondern einer Reihe liebevoll ausgewählter Momentaufnahmen. Und ebenso vielfältig sind die didaktischen Anregungen im Beiheft. Sie beziehen sich auf die Rückseite der Karten, wo Assoziationen zu den Bildern, Fragen und Aufgaben zur ganzheitlichen Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie einladen: zum biografischen Schreiben, zum kreativen Gestalten, zur Reflexion, zur Bewegung oder zum Erleben in der Gemeinschaft.
Die Idee ist nicht neu. Symbolbilder, die über sich hinausweisen, waren das Lebensthema des kürzlich verstorbenen Religionspädagogen Hubertus Halbfas. Ein «drittes Auge» wollte er schulen, das hinter die Oberfläche der Dinge blicken lässt. Denn Symbole sind nicht eindeutig, sondern mehrdimensional, Kulturen übergreifend, Gemeinschaften verbindend… Sie ermöglichen einen Zugang zur Wirklichkeit, der immer wieder neu eingeübt werden muss – und dem Halbfas unzählige Publikationen widmete. «Das Symbol ist der elementare Sprach- und Kommunikationsmodus jeder Religion. Symbole sagen das verbal Unsagbare, vermitteln es und stiften Erfahrung», schrieb er schon 1983 im ersten Band von «Religionsunterricht in der Grundschule».
Symboldidaktik bleibt aktuell und das Bildangebot ist auch im Relimedia immens:
– mit Bilderbüchern und Bilderbuchkinos,
– mit Kamishibai-Bildern und eKamis,
– mit Lamp Bible Pictures,
– mit eBildern zu verschiedenen Themen und Bildbänden zu religiöser Kunst.
Ermutigen wir Kinder und Jugendliche, Bilder zu entdecken, die den Horizont erweitern und Hoffnung schenken, so können wir uns auch als Erwachsene immer wieder einmal fragen: Mit welchen Bildern bin ich unterwegs? Habe ich heute am Wegrand schon das Mauerblümchen gesehen, das durch die Ritze schaut?
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