Seelsorge im Dialog – sich gemeinsam auf den Weg machen
Sabine Lutje und Harald Petersen bilden schon seit vielen Jahren Ehrenamtliche aus, um sie für Einsätze in Spitälern und Pflegeheimen vorzubereiten. Mit ihrem anregenden Werkbuch «Seelsorge im Dialog» (2024) stellen sie ihr reichhaltiges Kursmaterial und ihren Erfahrungsschatz auch anderen Kirchgemeinden und Pfarreien zur Verfügung. Ihre Botschaft ist klar: Ohne freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei Seelsorge undenkbar geworden. In Zeiten knapper werdender Ressourcen zeuge ihr Einsatz davon, dass die Begegnung von Mensch zu Mensch immer noch den Kern des Lebens ausmache – und dass die Kirchen gut daran täten, dazu Sorge zu tragen.
Welche Aufgaben übernehmen ehrenamtliche Seelsorgende? Wie gelingt es, andere in der Not zu begleiten, ihnen unvoreingenommen und wertfrei zuzuhören, auch Sprachlosigkeit auszuhalten, ohne gleich von sich selbst zu erzählen? Beim Nachdenken darüber, was eine «gute» Kommunikation ausmacht, stellt sich oftmals eine Ernüchterung ein, die Lutje und Petersen mit der Geschichte eines Tausendfüsslers ins Bild fassen: Dieser ging so lange problemlos durchs Leben, bis ihn jemand fragte, warum er trotz der vielen Beine nicht in Stolpern gerate. In dem Moment, als der Tausendfüssler darüber nachzudenken begann, verhedderten sich seine Beine …
Das Werkbuch sorgt auf erfrischende und unterhaltsame Art dafür, dass man sich durch solche Irritationen nicht vom Weg abbringen lässt. Es ist selbst dialogisch aufgebaut und lässt – auch dank der eingestreuten Reflexionen von Kursteilnehmenden – erahnen, dass ein seelsorgliches Engagement nicht nur das Miteinander vertieft, sondern auch das persönliche Leben bereichert.
Dass Menschen jeden Alters auf Seelsorgeangebote angewiesen sind, spiegelt sich aktuell noch in weiteren lohnenden Neuerscheinungen in diesem Feld, beispielsweise einem detaillierten Ausbildungsgang für Jugendliche, die sich als Vertrauenspersonen in der Peer-to-Peer-Seelsorge engagieren. Ebenso praxisorientiert ist Carolin Tschages Plädoyer für Seelsorgeangebote an Primarschulen: Die Autorin sensibilisiert für die emotionalen Belastungen im Schulalltag und zeigt, was Seelsorge bei Kindern, aber auch bei Eltern und Lehrpersonen bewirken kann.
Seelsorge geht alle an, denn Stolpersteine können überall liegen. So wird einem beim Durchblättern aller drei Publikationen wieder einmal bewusst, wie kostbar auch die unscheinbaren Begegnungen mitten im Alltag sind, die der Seele guttun.
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