Ansichten vom Paradies

Wie stellen sich ganz gewöhnliche Menschen das Paradies vor? Dieser Frage geht der schön komponierte Dokumentarfilm „Fragments du paradis“ von Stéphane Goël nach. Egal ob Gläubige, Agnostiker oder Atheisten: im Angesicht des Todes hat jede und jeder das Bedürfnis, sich ein Bild vom Jenseits zu machen. Was ist übrig geblieben von dem Paradies, das einst ewiges Glück versprach? Durch die Begegnung mit Leuten, die am Ende ihres irdischen Daseins stehen, begibt sich dieser Film auf eine persönliche und bewegende Entdeckungsreise zu einem imaginären Ort, der bis heute Hoffnung und Zweifel auslöst.

Vater und Sohn auf dem Berge

Dramaturgisch gelingt es dem Regisseur, einen Höhepunkt mit seinem eigenen Vater zu erzählen. Als Leitmotiv beginnen Vater und Sohn am Anfang des Films eine Bergwanderung, die zu einem besonderen Kraftort hinaufführt. Dabei kommen sie sich die beiden so nahe, dass dies nicht nur eine Sternstunde für die zwei Männer bedeutet, sondern auch für die Zuschauenden zum berührenden Erlebnis wird. Die Bilder dieser Wanderung werden gegengeschnitten mit pointierten Aussagen von zahlreichen Protagonisten. Diese «Stimme des Volkes» ist manchmal überraschend, ernsthaft oder humorvoll. Immer ist jedoch der Wunsch des Filmemachers spürbar, dass diese Fragmente des Paradieses auch uns die Angst vor dem Tod nehmen mögen.

Ein Atheist, der Fragen stellt

Regisseur Stéphane Goël sagt zur spirituellen Dimension seines Films: „Am Schluss von ‚Fragments du paradis‘ gibt es die Szene mit meinem Vater, in der er eine Art spirituelle Epiphanie erlebt. Das liegt jenseits des Religiösen. Diesen Ort habe ich gesucht: man merkt, dass der Zweifel vorherrscht, aber trotzdem gibt es einen Moment, in dem die Beziehung zum Heiligen aufscheint.“ Es gibt also in diesem Dokumentarfilm eine Spur, die zum Religiösen hinführt. Interessanterweise bezeichnet sich der Regisseur aber als ein „Atheist, der Fragen stellt“. Dier Blick auf die Figuren ist wohlwollend und barmherzig. Goël nimmt eine hörende Haltung ein und lässt das Wirken des Heiligen Geistes zu.

Im Kino gibt es mystische Erlebnisse

Befragt nach seinem Verhältnis zur Mystik sagt er offen und kirchenkritisch:  „Ich als Filmschaffender habe im Kino die bedeutungsvollsten Momente meiner eigenen Menschlichkeit erlebt. Besonders im Dokumentarfilm, in dem ich die Begegnung mit den Anderen erlebe, ihre Leiden, ihre Emotionen. Ich denke, dass der Film sich sehr gut eignet, um diese Elemente darzustellen, vor allem wenn man den Menschen dabei sehr nahe kommt. Das ist für mich Spiritualität im Film. Im Kino gibt es für mich mystische Erlebnisse, sogar mehr als in der Kirche.“

Auf diese Weise eignen sich diese Statements zum Paradies als ein Zugang, der nicht nur für Menschen kurz vor dem Tod oder für Pflegepersonal geeignet ist. Der Film ist für ein breites Publikum gemacht und bringt eine universelle Botschaft zum Ausdruck. Es gibt auf der Welt so viele Ansichten vom Paradies wie Menschen. Der Heilige Geist weht wo er oder sie will.

Der Film läuft derzeit in den Kinos und wird nach der Veröffentlichung auf DVD auch bei Relimedia erhältlich sein.

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