Mrs McCutcheon
«Ich fühl mich nicht wohl in meiner Haut» ist eine geläufige Aussage. Aber welche Haut wünschen wir uns? Der Kurzspielfilm «Mrs McCutcheon» lebt von ganz speziellen Menschen, die in einer ganz speziellen Haut leben: Sie sind originell, speziell und zumeist farbig.
Der Film beginnt mit einer Verunsicherung: Ein Mädchen wird von seiner Mutter in die neue Schule begleitet, wo die Schüler mit Staunen und sichtbarem Erschrecken auf die neue Mitschülerin reagieren. Schliesslich wird die Neue von einer strahlenden, kunterbunt gekleideten Lehrerin empfangen: «Du musst Mrs McCutcheon sein!». Im Klassenzimmer kommt die Überraschung: Mrs McCutcheon ist ein etwa elfjähriger Junge in Mädchenkleidern. Was sich als problembeladenes Drama ankündigt, wird schnell zu einer turbulenten Komödie voller Farben, Überraschungen und ungewöhnlicher Menschen. Da ist Trevor, der mit seiner fröhlichen, unkomplizierten Art schnell zum Freund von Mrs McCutcheon (mit «richtigem» Namen eigentlich Tom) wird. Kein Wunder, begegnet uns seine Mutter zu Beginn des Films mit Elfenflügeln auf dem Rücken und feenhaft geschminkt. Sie versteht überhaupt nicht, wieso andere Mühe mit Tom haben. Es ist schliesslich auch Trevor, der nach etlichen Problemen und Auseinandersetzungen mit dem steifen Schuldirektor Mrs McCutcheon zu verstehen gibt: Ich habe meine (dunkle) Haut, und dein Kleid ist deine Haut. Sei stolz darauf. Der Film endet – wie kann es in einem Kinderfilm anders sein – mit einem Fest, an dem Mädchen mit Mädchen tanzen, Buben mit Buben – jede(r) so, wie es gefällt.
Oberflächlich betrachtet mag «Mrs McCutcheon» als Problemfilm daherkommen. Schliesslich wird Transgender immer wieder psychiatrisch behandelt. Der Kurzspielfilm gibt jedoch dem vordergründig schweren Thema schnell eine wunderbare Leichtigkeit, Farbigkeit und Weite: Sei stolz auf deine Haut. Du musst dich nicht schämen, und niemand hat das Recht, sich über dich lustig zu machen. Eine Haltung, die die Transgenderthematik weit übersteigt. Ein Film, der nicht nur die beschäftigt, die sich in ihrem Körper nicht wohlfühlen.
Peter Weskamp
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